Gefährliche Trends
Bassumer Jugendhaus Fönix klärt über E-Zigaretten und Lachgas auf
Bassum – Ganz harmlos sehen sie aus, die kleinen, bunten Metallröhrchen in der Hand von Max Schlake. Doch der FSJler des Bassumer Jugendhauses Fönix weiß, dass der Schein trügt: Es sind E-Zigaretten, die alles andere als gesund sind, ganz besonders in den falschen Händen. Die können mitunter zu Kindern im Grundschulalter gehören, wie der Freiwilligendienstler aus eigener Beobachtung weiß. Und deshalb hat er sich der Problematik angenommen und eine Kampagne ins Leben gerufen, die vor allem Kinder und Jugendliche über die Gefahren des sogenannten „Vapens“ aufklären und sie davor warnen soll.
Als „brisantes, aber ganz, ganz wichtiges Thema“ bezeichnet Jugendhaus-Leiter Marcus Libbertz die Tatsache, dass beunruhigend viele Minderjährige bereits Erfahrungen mit E-Zigaretten gemacht haben. Schlake hat Zahlen mitgebracht: Demnach hat sich die Anzahl der 14- bis 17-jährigen Raucher seit 2021 in etwa verdoppelt, jedes vierte Schulkind hat bereits E-Zigaretten probiert. Zwar sei das Vapen im Bassumer Jugendhaus kein gewaltiges Problem, doch auch dort sei es bereits zu Zwischenfällen gekommen, erklärt Libbertz. Er deutet auf eine der E-Zigaretten vor ihm auf dem Tisch: Die habe ein achtjähriges Mädchen vor dem Fönix geraucht – dessen Eltern hätten es ihm erlaubt.
Sowohl Jugendliche als auch Eltern möchte das Jugendhaus mit der Kampagne erreichen. Deshalb haben Libbertz und Schlake sich Mitstreiter gesucht und sie Gaby Helmstedt vom Release-Netzwerk, im Bassumer Kinderarzt Holger Theek, in OBS-Lehrerin Anika Bahns sowie in der Bassumer Stadtverwaltung um Bürgermeister Christian Porsch und Fachbereichsleiterin Julia Mielke gefunden. Bahns weiß: „Das Gefahrenbewusstsein ist nicht da!“ Dabei erklärt Schlake, dass bereits kleine E-Zigaretten das Rauchvolumen von etwa 40 Zigaretten hätten und manche Kinder so etwas an einem Tag konsumierten. Große Vapes hätten das Volumen von rund 30 Schachteln. Sie seien zwar, so Schlake, weniger schädlich als herkömmliche Zigaretten, enthielten dennoch krebserregende Stoffe und Nikotin.
Helmstedt warnt: „Die Klienten werden immer jünger“, will sie einen Trend bei denjenigen erkannt haben, die sich Hilfe suchend an Release wenden. Um dem entgegenzuwirken, hat das Jugendhaus unter dem federführenden Max Schlake 1000 Flyer drucken lassen und eine Kampagne in den sozialen Medien gestartet – „nahe an der Lebenswelt der Jugendlichen“, so Libbertz. Finanziert hat sie die Stadt Bassum mit einem Betrag von rund 1100 Euro. „Gut angelegtes Geld“, findet Bürgermeister Porsch, „ich hoffe, dass wir möglichst viele damit erreichen.“
Damit bezahlt sind zudem 500 Flyer, die über ein weiteres Problem aufklären: den Missbrauch von Lachgas. Schlake erklärt, dass das frei verkäufliche Gas von Kindern und Jugendlichen inhaliert werde, was eine kurzzeitige berauschende Wirkung hervorrufen soll. Er warnt: „Das ist nicht ungefährlich!“ So seien Taubheitsgefühle, Lähmungen, Bewusstlosigkeit und sogar Langzeitschäden nicht ausgeschlossen.
Zum Präventions-Paket gehören auch Workshops an der benachbarten Oberschule. Zudem bieten die Initiatoren vom Jugendhaus Fönix an, dass auch andere Jugendhäuser und Schulen gerne auf sie zukommen dürfen. Kinderarzt Theek hebt den Zeigefinger und sagt, dass man das sogar mit den Grundschulen kommunizieren müsste – und verdeutlicht damit noch mal, wie ernst das Thema ist. Zum Glück scheint es im Fönix nur ein Randphänomen zu sein, „aber das“, sagt Christian Porsch, „ist die Natur von Prävention: Dinge anzusprechen, bevor sie ausarten“.
FABIAN PIEPER Text und Foto
Weitere Informationen zum Thema gibt es auf der Internet-Seite des Jugendhauses Fönix: www.jugendhaus-bassum.de/Praevention.